Ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht. Da es die gute ohne die schlechte Neuigkeit nicht geben würde, muss ich wohl mit letzterer beginnen: Ich wurde beklaut. Es passierte an unserem vorletzten Tag in unserem Hostel in Hobart. Vor dem Einschlafen schaute ich mir noch einen Film auf meinem Netbook an und benutzte dabei die weißen Kopfhörer meines MP3-Players. Schlaftrunken ließ ich danach beides direkt neben mein Bett fallen und schlief ein. Am nächsten Morgen war das Netbook noch da, aber ich konnte meine Kopfhörer nicht mehr finden. Ich durchwühlte den beträchtlichen Berg an Krimskrams, der sich neben meinem Bett angesammelt hatte – die Kopfhörer waren nicht dabei. Ich durchsuchte sogar meinen ganzen Rucksack, obwohl ich mich ganz genau erinnern konnte, sie direkt neben mein Bett und nicht in die Tasche geworfen zu haben. Aber auch da waren sie nicht. Langsam machte sich bei mir der Verdacht breit, dass einer meiner Zimmergenossen ein erbärmlicher Langfinger ist. Dieser Verdacht wurde noch dadurch bestärkt, dass plötzlich Nils seinen Reiseadapter vermisste. Man könnte jetzt natürlich einwenden, dass ein Dieb sicher das Netbook und nicht die vergleichsweise billigen Kopfhörer geklaut hätte. Ein normaler Dieb vielleicht schon. Aber nicht unserer. Unser Dieb war nämlich ein geistig außerordentlich beschränkter Zeitgenosse, wie sich bald herausstellte.
Die gute Nachricht ist: Ich hab meine Kopfhörer wieder und auch Nils musste nicht lange ohne seinen Adapter auskommen. Das haben wir der Dummheit (Oder war es pure Dreistigkeit?) des Langfingers zu verdanken. Ich kam nämlich am Abend desselben Tages ins Zimmer und sah den Niederländer* auf seinem Bett liegen. Er hörte Musik von seinem Laptop – mit weißen Kopfhörern. Ich behaupte zwar nicht, der einzige Mensch mit weißen Kopfhörern zu sein, aber am Tag vorher hatte er noch laut einen Film angeschaut. Warum sollte er plötzlich die Vorzüge seiner eigenen Kopfhörer entdeckt haben? Ich wollte einfach nur sichergehen. Ich brauchte eine Ausrede, um mir die Dinger genauer ansehen zu können. Also ging ich zu seinem Bett und fragte ihn, ob ich mir mal seine Kopfhörer ausleihen könne, weil ich mit meiner Familie skypen wolle und leider die Lautsprecher meines Netbooks nicht funktionieren würden. Das war zugegebenermaßen nicht gerade eine glaubwürdige Ausrede, aber für unseren kleinwüchsigen van Blödhorst reichte es. Er gab mir also „seine“ Kopfhörer, die ich nach einer halben Sekunde als meine erkannte.
Ich fasse noch einmal zusammen: Da stiehlt jemand die Kopfhörer eines Zimmergenossens, während dieser keine zwanzig Zentimeter entfernt liegt und den Schlaf der Gerechten schläft. Dann benutzt er ebendiese Kopfhörer zum Musikhören, während der Beklaute hellwach im selben Raum ist. Zu guter Letzt „verleiht“ er dem Beklauten die Kopfhörer, anstatt einfach zu sagen: „Ne, tut mir leid, die brauch ich gerade selber“ (Was ja sogar gestimmt hätte). Zieht eure eigenen Schlüsse, nur - wie bekloppt kann man eigentlich sein?
Es hätte mich nicht gewundert, wenn er auch noch seinen Laptop mit Nils‘ Reiseadapter geladen hätte. Doch so leicht machte er es uns dann doch nicht. Nils musste den ganzen Rucksack des Niederländers durchsuchen, um schließlich seinen Adapter in einer Plastiktüte zu finden. Und was machte Hein Blöd? Der behauptete zwar steif und fest, dass das Zeug ihm gehören würde, doch die merkwürdige grüne Farbe, die sein Gesicht dabei annahm, ließ keine Zweifel an den rechtmäßigen Eigentumsverhältnissen übrig. Nils und ich konnten zum Glück noch am selben Abend das Zimmer wechseln, und als wir am nächsten Morgen die Rezeption über den Diebstahl informieren wollten, war unser Niederländer schon verschwunden. Sei’s drum, wir hatten unsere Sachen wieder.
Letzten Donnerstag sind wir wie angekündigt nach Brisbane geflogen. Unser neues Hostel hat den Namen „Brisbane Backpacker Resort“ wirklich verdient. Es gibt einen Pool mit angrenzendem Whirlpool, ein Tennisfeld mit Basketballkorb, eine Tischtennisplatte, einen Billardtisch und eine Wii-Konsole. Leider sind die Zimmer ziemlich klein und die Küchenutensilien sind schmutziger als Hugh Hefners Gedanken. Auch die Vorzüge des Pools konnten wir noch nicht genießen, denn das Wetter spielt mal wieder nicht mit. „Brisbane hat rund 300 Sonnentage pro Jahr“ - So steht es im Reiseführer und auf jedem Autokennzeichen ist zu lesen: „Queensland – The Sunshine State“. Welche Ironie, dass wir bisher sechs Tage lang einen bedeckten Himmel hatten.
*Da er erst am Tag zuvor ins Zimmer gekommen war, kenne ich seinen Namen nicht. Deshalb heißt er hier nur „der Niederländer“. Man kann ihn sich wie eine Art Heintje vorstellen, der mit zehn aufgehört hat zu wachsen: Blonde Haare und maximal 1,50m groß.
Eines der Badezimmer in Hobart, das von uns gereinigt wurde - riecht ihr das Bleichmittel? |
Kein Blogeintrag ohne zusammenhangsloses Tierfoto... |
Eine schöne Metapher für die Verdrängung einer einheimischen Art (links im Bild) durch eine invasive Art (rechts), in diesem Fall der gemeine Backpacker (backpackus communia) |
Das Möchtegern-London-Eye von Brisbane |
Eine ausgewogene Ernährung - Das Waschpulver links im Bild sorgt für die nötigen Vitamine |
Ich habe bis zum Schluss gewartet, wann Du die Überschrift auflöst. Was meinst Du mit Orange?
AntwortenLöschenOrange sind die Oranjes, sagt Besserwisser Papa.
AntwortenLöschenPaul, Dein backpackus communia ist Spitze. Ich freue mich auf Deinen 100 Tage Blog.
Gruß an Niels!
Genau, Orange ist die Trikotfarbe der niederländischen Nationalmannschaft. Ist also eigentlich ein Fußballspruch. Aber da wir sie vor kurzem vernichtend geschlagen haben und auch bei der EM wieder gegen sie spielen, dachte ich mir, dass das mal gesagt werden muss ;)
AntwortenLöschenEin dürftiges Nikolaus-Geschenk, was leider gar nicht danach aussieht, schade!
AntwortenLöschenBei Orange habe ich gleich an holländische Fußballspieler gedacht. Wie du nur immer deine Worte wählst!! Klasse! du könntest auch Journalistik studieren. Wie wärs?
Herzlich DOR