Endlich kann ich die Früchte meiner Arbeit genießen. Das
soll nicht heißen, dass meine kürzlich so geduldig Modell stehende Otto
Normalbanane gereift ist und ich sie genüsslich verspeisen konnte, während die
drei kleinen Schweinchen zitternd daneben lagen und schicksalsergeben nur
darauf warteten, als Dessert in meinem Verdauungstrakt zu enden. Nein, es
bedeutet, dass ich die Monotonie der Bananenplantage hinter mir gelassen habe
und nach Süden gereist bin, um das ganze Geld, dass ich in den acht Wochen
verdient habe, schnellstmöglich wieder loszuwerden. Dazu musste ich mir einen
ausgeklügelten Plan zurechtlegen. Eine
Art Anti-Sparbuch. Oder Riester-Rente rückwärts. Das sollte mich in einem Land,
in dem eine Kinokarte 18 Dollar kostet, vor keine allzu großen Probleme
stellen. Ich habe mir also folgende Reiseroute zurechtgelegt: eine Woche Airlie
Beach und Whitsundays (ungefähr auf halber Strecke zwischen Cairns und Brisbane
gelegen), anschließend fünf Wochen Neuseeland, danach ein paar Tage in Sydney
und schließlich zwei Wochen in Alice Springs, inklusive Tour zum Uluru/Kata
Tjuta National Park. Ein Buspass für NZ, zwei Zugfahrten, drei Flüge und
mindestens neun Wochen Übernachtungen in verschiedenen Hostels müssten
theoretisch ein ausreichend großes Loch in mein Budget reißen. Fragt mich bitte
nicht, warum ich so begierig darauf bin, mein hart erarbeitetes Geld schneller
zu dezimieren als ein Kasten Freibier von einer Gruppe Anonymer Alkoholiker
vernichtet wird. Meinen Sinn für rationales Denken habe ich irgendwann zwischen
Arbeitsstunde 167 und 168 am Fließband verloren.
Im Rückblick lässt sich die Woche in Airlie Beach im Prinzip
auf den Tagesausflug zu den Whitsundays beschränken. Den Rest der Zeit habe ich
entweder entspannt oder bin in der ortseigenen Lagune schwimmen gegangen.
Airlie Beach lädt aber auch geradezu dazu ein, mal so richtig die Seele baumeln
zu lassen. Es ist quasi wie Mittelmeerurlaub an der Ostküste Australiens. Man
stelle sich ein geschrumpftes Monaco vor, dann entferne man alles, was in
irgendeiner Form ablenken könnte, z.B. Shoppingcenter, den Formel-1-Grand-Prix
und das berühmte Kasino, und führe Englisch als Lingua franca ein. Und schon
hat man Airlie Beach.
Der Ausflug zu den Whitsundays, einer paradiesischen
Inselgruppe vor der Küste Australiens, spottet jeder Beschreibung. So feinen,
so weißen Sand, so glasklares Wasser und so einen atemberaubenden Ausblick habe
ich noch nie gesehen. Ich lasse am besten die Bilder für sich sprechen, auch
wenn sie die noch viel spektakulärere Realität nur unzureichend wiedergeben.
Tja, und nun bin ich seit einer Woche in Neuseeland. Das
Land steht Australien in nichts nach. Ich wage sogar zu behaupten, dass es
trotz seiner vergleichsweise winzigen Fläche landschaftlich noch vielseitiger als
sein großer Nachbar ist. Gelandet bin ich am Montag in Auckland, der mit
Abstand größten Stadt Neuseelands. Rund ein Drittel aller Kiwis* leben in der
Nordinsel-Metropole. Die einzige Qualität Aucklands ist, dass sich die Stadt
gut als Sprungbrett für den Rest des Landes eignet. Ansonsten hat sie nicht
viel zu bieten. Dementsprechend schnell habe ich sie hinter mir gelassen und
mich auf den Weg nach Süden gemacht. Mein erster längerer Stopp war die
Coromandel Peninsula, eine beliebte Urlaubsregion an der Ostküste der
Nordinsel. Ich konnte auch augenblicklich nachvollziehen, warum Neuseeländer vorzugsweise
hier ihre Ferien verbringen: Überdurchschnittlich viel Sonnenschein, unzählige
weiße Strände und spektakuläre Panoramen über grasbewachsene Hügellandschaften
und wellenumspülte Steilküsten. Mein persönliches Highlight war der Hot Water
Beach, ein Strand, an dem – wie der Name schon sagt – bis zu 64° heißes Wasser
aus einem unterirdischen Reservoir aufsteigt und direkt am Strand austritt. Das
Wasser wird von einer sich langsam abkühlenden Magmakammer erhitzt, die ein
erloschener Vulkan freundlicherweise für uns hinterlassen hat. Bei Ebbe kann
man sich eine kleine Schaufel schnappen und sich sein eigenes kleines Spa mit
Ozeanblick und Meeresrauschen buddeln. Einfach göttlich! Ich musste nur
aufpassen, beim Graben nicht aus Versehen meinem Nebenmann die Hand abzuhacken,
denn auf den wenigen Dutzend Quadratmetern, die mit aufsteigendem Wasser
versorgt werden, tummelten sich rund einhundertfünfzig Weltenbummler, alle dazu
bereit, für ein heißes Bad bis aufs Messer (bzw. bis auf den Spaten) zu
kämpfen. So kam es, dass es für mich nur zu einem warmen Fußbad reichte. Aber
immerhin!
„Kia Ora“ heißt
übrigens Hallo auf Maori, der Sprache der Ureinwohner Neuseelands. Obwohl das
Wort „Ureinwohner“ in diesem Kontext mit Vorsicht zu genießen ist, denn auch
die Maori besiedelten das Land erst vor rund 800 bis 900 Jahren. Neuseeland ist
somit das jüngste Land der Welt, jedenfalls was die Besiedelung durch Menschen
anbelangt. Dieser Umstand hat sicher auch dazu beigetragen, dass man hier noch
so viele unverfälschte Naturwunder bestaunen kann. Die werde ich in den
nächsten vier Wochen ausführlich genießen und euch mit meinen Berichten
neidisch machen. Ja, so gemein kann ich sein.
*Ich meine hiermit natürlich die Bewohner Neuseelands und
nicht die Frucht oder den flugunfähigen Vogel. Ich traue euch voll und ganz zu,
aus dem Kontext heraus zu erkennen, was an der jeweiligen Stelle gemeint ist.
Schließlich hat sich John F. Kennedy auch nicht erklärt, als er sagte: „Ich bin
ein Berliner“. Und trotzdem hat ihn hinterher keiner für ein mit Marmelade
gefülltes Süßgebäck gehalten.
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Blick auf Whitsunday Island und den berühmten "Shifting Sand": Sandbänke, die im Wechsel von Ebbe und Flut ihre Form und Lage verändern |
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEijsSxX9objnbrDdq00Ff8dbybBm59kYotEAelfnUKM7MeIqvPz2KrghuetVAzMcM0oPmU8pU5uSNz3aVUHVW9iePKuRqT14L3HkeWvbpW10Kr6FE74ljHmpujyQrlYjrcS9qRUQHU20wf0/s640/DSCN2107.JPG) |
Das größte Hostelzimmer, in dem ich bisher übernachtet habe: 17 Betten |
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Die Lagune von Airlie Beach - hier habe ich wahrscheinlich mehr Zeit verbracht als in meinem Bett |
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Die Angst vor den tödlichen Quallen Queenslands nimmt teilweise groteske Züge an...ihren Spaß scheinen die beiden Marshmallows trotzdem zu haben |
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Der erste Blick auf Aucklands Skytower. Nun konnte ich absolut sicher sein, dass ich in Neuseeland angekommen war |
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Mit dem verdienten Geld konnte ich mir auch endlich meine langersehnnte Schönheits-OP leisten... |
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Aucklands Skyline vom Wasser aus betrachtet. Wenn der Skytower nicht wäre, würde man sie wahrscheinlich keines Blickes würdigen |
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Eine typische neuseeländische Landschaft auf der Coromandel Peninsula |
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Und nocheinmal Coromandel. Man sieht, auch Neuseeland hat tolle Strände zu bieten... |
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Dito. |
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Hot Water Beach: So sah es aus, bevor es richtig voll wurde |
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Mein heißes Fußbad (mit Schaufel). Der Kerl mit Hut testet gerade voller Neid die perfekte Wassertemperatur |
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Ein Wasserfall nördlich von Auckland, dessen Maori-Namen ich leider vergessen habe |
Tolle Fotos, aber mir fehlen die Texte dazu! Als Du noch gearbeitet hast, hattest Du mehr Zeit zum Schreiben.
AntwortenLöschenJa ja, ich war noch gar nicht fertig mit dem Eintrag, da hat mir das Internet mal wieder einen fetten roten Strich durch die Rechnung gemacht...ich werde ihn gleich in die vorbestimmte Form überführen :)
LöschenHallo Paul, wie immer schöne Fotos. Beschreibe mal Deine Eindrücke, ich will ja auch bald dorthin fahren und bin schon unglaublich neugierig. Fährst Du auch noch auf die Südinsel? Weiter gute Reise
AntwortenLöschenSuper Bilder!
AntwortenLöschenwer braucht schon Text? Solche Bilder sprechen ja für sich.....:)
AntwortenLöschenEndlich mal wieder ein Lebenszeichen von dir! Weiter viele schöne Eindrücke (Fotos) und Erlebnisse, sowie ein funktionierendes Internet! DOR
AntwortenLöschenWillst Du wirklich wieder nach Hause kommen? Ich könnte verstehen, wenn Du dort bleibst...
AntwortenLöschenlieber Paul, Du lernst das wahre Paradies schon zu Lebzeiten kennen.Traumhafte Fotos, eine herrliche Landschaft und tolle Strände, das sorgt für Glückshormone. Aber komme trotzdem wieder nach Hause, sonst reist Dir Mutti wohlmöglich doch noch hinterher! Vergiß nicht, vorher Deine "Schönheitsoperation" rückgängig zu machen.Wir mögen Dich so, wie Du bist.
AntwortenLöschenWir haben uns ausgeschüttet vor lachen über die hübschen Marshmalloweibchen. Mache weiter solche sehenswerten Fotoentdeckungen, wir warten darauf.
Yeah, Hot Water Beach! Die Leute dort sind verrückt!
AntwortenLöschenIch hoffe du hast an die Driving Creek Railway auf Coromandel gedacht.
;-) Viel Spaß
Armer Paul, da befindest Du Dich an einem perfekten Strand mit allen Superlativen, weißer Sand, blaues Wasser, Sonne satt. Man erwartet dort eigentlich die traumhaftesten Mädels mit tollen Figuren in knappen Bikinis (wenn überhaupt)... ein Traum für alle Sinne. Aber gerade Dir rollen einige Marshmallwos in schweinchenrosa und babyhimmelblauen Ganzkörperkondomen vor die Füße. Ein Albtraum!!! Naja, wenigstens passt Dein durch die "Schönheits-OP" leicht verändertes Äußere dazu.
AntwortenLöschenGeniese weiterhin die traumhafte Landschaft und lass Dir den Blick nicht durch unförmige Zweibeiner verderben, es sei denn sie haben Fell oder Federn.