Montag, 31. Oktober 2011

…zum Delivery Hero


Ich lernte aus meinen Fehlern und war dieses Mal bei der Arbeitssuche vorsichtiger. Stellenangebote, die einem astronomische Gehälter versprachen, ignorierte ich geflissentlich. Wenn ich auf das  Wort „Kommission“ stieß, las ich gar nicht erst weiter. Was ich suchte, war ein fairer, ehrlicher Job, bei dem ich einen ordentlichen Stundenlohn erhalte und bei dem ich nicht gezwungen sein würde, Leuten Produkte anzudrehen, die sie gar nicht haben wollen. Bald stieß ich auf eine Anzeige, die mein Interesse weckte. Eine erst im Juli gegründete Internetseite namens Delivery Hero suchte unter der etwas seltsamen, aber ziemlich treffenden Überschrift „Speisekartensammler“ für ein bis zwei Wochen Leute, die innerhalb Melbournes von Restaurant zu Restaurant laufen, dort fragen, ob das entsprechende Lokal Take-away oder sogar einen Lieferservice anbietet und wenn ja, ein Exemplar der Speisekarte mitzunehmen. Das Gleiche hatten sie vor ein paar Monaten in Sydney gemacht und nun sollte nach Melbourne expandiert werden. Dahinter steckt die Idee, möglichst viele dieser Lieferdienste auf einer Internetseite zu vereinigen, sodass man als Kunde nur noch auf die Website von Delivery Hero zu gehen braucht, seine Postleitzahl eingibt und sich dann aus einer Liste von Restaurants eines aussucht und direkt über ein Online-Formular seine Bestellung aufgibt, die dann nach Hause geliefert wird. Ich hielt das für eine ganz gute Idee, außerdem wurde wie erhofft nach Stunden bezahlt und die Website sah auch seriös aus. Also bewarb ich mich.
Nach ein paar Telefonaten war ich schließlich nicht mehr arbeitslos. Ich arbeite täglich von halb fünf am Nachmittag bis halb zehn abends, weil in dieser Zeit einfach die meisten Restaurants geöffnet haben. Mir wird ein Stadtbezirk zugeteilt und eine Karte ausgehändigt, dann steige ich in die Straßenbahn und lande hoffentlich dort, wo ich hin wollte. Das klappt nicht immer problemlos. Wenn ich das erste Restaurant gefunden habe, gehe ich hinein, frage nach einem „Take-away menu“ und händige dem Besitzer einen Umschlag aus, der Informationen über Delivery Hero enthält. Dann verabschiede ich mich höflich und kündige an, dass sie in ein paar Tagen einen Anruf von Delivery Hero erhalten werden. Dann geht es zum nächsten Restaurant. Klingt einfach? Ist es auch. Mir macht die Arbeit jedenfalls deutlich mehr Spaß als das Verkaufen von Hautcremes. Schade nur, dass es bald schon wieder vorbei ist. Melbourne ist zwar groß (größer als Berlin), aber auch nicht so groß, dass man eine Horde von arbeitswütigen Backpackern länger als ein bis zwei Wochen damit beschäftigen könnte, die einzelnen Stadtteile abzuklappern und Speisekarten einzusammeln.
Was danach kommt, weiß ich nicht. Da Nils auch wieder arbeitslos ist, könnte es sein, dass wir Melbourne verlassen und uns irgendwo, wo es wärmer ist, einen Fruitpicking-Job suchen. Kommt Zeit, kommt Rat. Und Zeit hat man als Backpacker wahrlich mehr als genug. Das sieht man ja an diesen drei ellenlangen Artikeln. :-)

Selbst für den unwahrscheinlichen Fall eines göttlichen Besuches ist in der australischen Straßenverkehrsordnung vorgesorgt

Unser Zehn-Bett-Zimmer, belegt mit acht Kerlen und zwei Mädels: Man nennt es auch die Stinke-Stube...

Selbsterkenntnis einer Möwe: Ich seh mich, also bin ich

Federation Square, der zentrale Platz Melbournes

Lichtspiele: Bei Rot sollst du stehen...

...bei Grün darfst du gehen

Happy Halloween in unserem Hostel

1 Kommentar:

  1. Tolle (und wrklich sehr lange) Blogeinträge. Ich wünsche dir auch weiterhin Glück bei der Jobsuche! :D
    Und apropo, so irre siehst du gar nicht aus.
    Nur ein bisschen.

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