Immer wenn man denkt, man kann nicht mehr tiefer sinken, geht es noch ein Stück weiter nach unten. Beziehungsweise nach Süden. In unserem Fall ging es von Melbourne nach Tasmanien, vom australischen Festland auf die sechsundzwanzigst größte Insel der Welt. Oder mit anderen Worten: Von Down Under nach Under Down Under. Man könnte langsam den Eindruck gewinnen, wir liefen vor dem Sommer davon. Sobald irgendwo das Thermometer regelmäßig über 25 Grad klettert, fliehen wir zielgerichtet weiter nach Süden, wo es noch kälter ist. Doch damit ist jetzt Schluss, schon allein aus geografischen Gründen. Weiter südlich geht es in Australien einfach nicht. Da müssten wir schon in die Antarktis reisen. Doch dort sieht es ja bekanntermaßen mit Fruitpicking-Jobs eher mau aus und auch Backpacker-Hostels sind im ewigen Eis eine überaus seltene Erscheinung. Deshalb lassen wir das lieber und bleiben hier.
Tasmanien gibt sich auch große Mühe, uns zum Bleiben zu bewegen. Die Insel und besonders die Hauptstadt Hobart sind wirklich faszinierend. Hobart ist die zweitälteste Stadt Australiens, nur Sydney wurde früher gegründet. Dementsprechend viele schöne alte Häuser gibt es hier. Der Hafen ist ansehnlich und auch die botanischen Gärten sind einen Abstecher wert, wenn man denn dort ankommt. Ich schreibe das, weil wir Zwei große Probleme hatten, das verdammte Grünzeug zu finden. Das lag zum einen daran, dass sich unsere spartanische Stadtkarte auf die fünf Straßenzüge beschränkte, die Hobarts winziges Zentrum bilden und die botanischen Gärten rund drei Kilometer außerhalb der Stadtmitte angelegt wurden. Zum anderen lag es an unserer Abenteuerlustigkeit, Wegbeschreibungen von höflichen Ortskundigen zu ignorieren und stattdessen halb versteckte Trampelpfade zu benutzen, die den Eindruck erweckten, als entstammten sie schlecht gemachten Horrorfilmen und führten direkt zum Pfefferkuchenhaus der bösen Hexe oder zum Dorf der tasmanischen Killer-Zombies. Gefressen wurden wir nicht, aber nachdem wir uns eine Viertelstunde durchs Dickicht gekämpft hatten, standen wir plötzlich an einem acht Meter hohen Steilhang. Nach unserem Abstieg, der Reinhold Messner stolz gemacht hätte, fanden wir uns auf einem Highway wieder. Das wurde ja immer besser! Also liefen wir noch einen Kilometer am Rand der Schnellstraße entlang, ehe wir den erlösenden Wegweiser erblickten: Royal Botanical Gardens. Yes!
Das war am Mittwoch. Am Freitag nahmen wir die Besteigung des Mount Wellingtons in Angriff. Der Mt. Wellington thront über Hobart wie der Vesuv über Neapel. Nur ohne die gelegentliche todbringende Eruption, denn merke: Es ist ein Berg, kein Vulkan. Auch wenn man ihn leicht für einen Vulkan halten könnte, so oft wabert Rauchschwaden ähnlicher Nebel um den Gipfel. Ein Bus brachte uns zum Fuß des Berges. Von dort war es ein zwölf Kilometer langer Fußmarsch bis zur Spitze, der uns sowohl über 800 Höhenmeter als auch mehr als einmal uns selbst überwinden ließ. Dafür wurde man auf dem Gipfel mit einer phänomenalen Aussicht belohnt, auch wenn es bei orkanartigen Böen und Regen relativ schwer war sie zu genießen. Auf dem Rückweg war ein Pärchen aus Perth (Western Australia) so freundlich, uns in ihrem Mietwagen mitzunehmen, sodass wir nicht die ganze Strecke zurücklaufen mussten.
Gestern verbrachten wir den Vormittag auf dem Salamanca Market, dem berühmtesten Wochenmarkt Tasmaniens. Dort gab es neben schönen Postkarten (Ja, Omas und Opas, jetzt seid ihr endlich auch dran ;)) sogar echte deutsche Bratwürste zu kaufen. Ich weiß, dass sie echt waren, weil ich mir selber eine gegönnt habe. Da kam schon ein wenig Heimweh auf, denn mit den australischen Würsten kann ich mich beim besten Willen nicht anfreunden.
Hobart und Tasmanien sind wunderschön, doch wir wollen hier keine Wurzeln schlagen. Das nächste Ziel heißt Brisbane. Oder Cairns. Oder wieder Melbourne. Es geht auf jeden Fall wieder aufwärts. Also nach Norden. Ins Warme.
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Der Abschied aus Melbourne bedeutete auch den Abschied von meiner Speisekarten-Sammler-Gang |
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Dieser herrenlose Einkaufswagen erleichterte uns die nächtliche Wanderung durch Melbournes Straßen ungemein |
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Der arme Behinderte im Flughafenterminal...Moment mal! Wie kann der Rollstuhlfahrer den riesigen Rucksack tragen? |
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Endlich mal Drumsticks, die meiner holzbrechenden Spielweise gewachsen sind... |
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Ähm, Paul, war hier nicht eben noch ein Weg, der geradeaus geführt hat?!? |
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Der einzige Park, den wir für lange Zeit gesehen haben, war der Royal Australian Fuhrpark |
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Schon besser...hat sich die Odyssee doch noch bezahlt gemacht |
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Eine Aussichtsplattform auf halber Höhe des Mt. Wellingtons, die den Namen eigentlich nicht verdient |
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1270 Meter über dem Meeresspiegel. Der orkanartige Wind gibt mir das Gefühl, ein Latexkostüm zu tragen |
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Weihnachtsumzug in Hobart: Wetten, dass der Weihnachtsmann gehörig ins Schwitzen gerät? |
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German Sausages auf dem Salamanca Market: "Pork Bratwurst with Sauerkraut" - Denglisch also auch in Australien |
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Nach beinahe drei Monaten Abstinenz hatten wir das Fahrradfahren fast verlernt |
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Das Tierfoto der Woche darf natürlich nicht fehlen. Dieses Mal: Das tragische Ende einer ungleichen Beziehung ("Was soll das heißen, ich soll mir mal wieder die Beinhaare rasieren? Na warte, du Sch(m)eißfliege!") |
Sehr interessant dein neuer Blog über Tasmanien! Was du alles erlebst! -Beneidenswert.- Ich wusste gar nicht, dass du so ein "Draufgänger" bist.
AntwortenLöschenIch wünsche dir weitere tolle Erlebnisse und Eindrücke. Gönne dir aber auch Kulinarisches,damit du bei deinen anstrengenden Unternehmungen nicht vom "Fleisch" fällst. DOR
finde es witzig, dass der Markt "Salamanca" heißt...weißt du warum!?
AntwortenLöschenWow, wieder ein unglaublich lustiger Beitrag, wie machst du das nur immer? Tolle Fotos! Muss aber immer zweimal hinschauen, um dich und Nils auseinanderhalten zu können. Aber von `Abenteuerlustigkeit` hab ich noch nichts gehört...:-)
AntwortenLöschenwir freuen uns schon sehr auf die mit großem körperlichen Einsatz hart "erlaufene" Postkarte aus Tasmanien. Selbst dorhin verfolgt Dich der Weihnachtsmann. Hoffen wir mal, dass er Dich in Australien nicht vergißt - sonst müssen wir nachhelfen ! Mach weiter so, wir haben viel Spaß und Freude beim Lesen und Fotos anschauen.
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